Ja, unser Spielgeschmack hat sich mit der Zeit geändert.
Erst haben wir Kennerspiele gespielt, die leicht zu lernen und schwer zu meistern sind. Dann haben wir uns auf superschwere Eurogames (z. B. Gaia Project) gestürzt. Und jetzt?
Jetzt sind wir wieder am Anfang. Ja, wir spielen immer noch gerne schwere Spiele – aber seltener. Im Grunde spielen wir eh alles von Familienspiel bis Expertenspiel.
Was hat das mit der Frage des Monats zu tun? Ganz einfach – haben wir während dieser Reise unsere Bewertungen mal geändert? Wenn ja, welche und warum? Lass uns starten.
Haben wir schonmal alte Rezensionen geändert?
Ja – mehrfach.
Fangen wir vorne an. Als wir unseren Blog gestartet haben, hatten wir ein Bewertungssystem. Also so ein Ding mit Sternen, Pöppel oder Würfeln. Jeder nimmt da ja was anderes.
Da haben wir erst diskutiert, was wir den alle bewerten wollen. Am Anfang haben wir uns die Mühe gemacht und viele einzelne Komponenten bewertet.
Also sowas wie Design und darin war dann Material, Optik und Inlay. Daraus ergab sich dann eine Teilbewertung. Und so ging das weiter. Nächster Punkt war Balance und so weiter.
Du merkst, am Ende haben wir 10 Sachen einzeln bewertet. Da kamen dann fürchterliche Kommazahlen raus.
Dazu kam – wir mussten uns dauernd zusammensetzten und besprechen, wie wir nun bewerten. Da wir beide nicht exakt den gleichen Spielgeschmack haben, diskutierten wir häufig.
Das wurde mir zu viel! Daher ist klar, was jetzt passiert ist.
Wenn ja, ist das schonmal passiert? Oder was müsste passieren, dass wir alte Rezensionen ändern?
Also haben wir unser Bewertungssystem auf ein simpleres heruntergebrochen, in dem wir von 10 Kriterien auf 3 sind. Plötzlich haben sich alle Bewertungen geändert!
Das war zum einen verdammt viel Arbeit. Und zum anderen waren manche Spiele jetzt „gleich gut“.
War das die Lösung? Nein.
Denn wir haben trotzdem noch diskutiert und waren uns mal mehr oder weniger einig.
Ich war immer noch unzufrieden. Daher kommen wir direkt zur nächsten Frage.
Habt ihr Wertungen schon einmal aus anderen Gründen angepasst?
Ja, wir haben das Bewertungssystem entfernt, weil’s sch*** ist.
Sorry, das kann ich nicht netter sagen. Warum das?
Punkte heben manche Spiele auf ein Podest und andere nicht. Aber sind die „schlechteren Rankings“ daher schlechte Spiele?
Nein! Wir finden, Spiele sollte danach bewerten werden, für wen sie sind.
Objektivität gibt es bei so einer Bewertung eh nie. Zum einen bewertet jeder anders. Ja auch beim Material kann der eine das gut finden und dem anderen reicht es nicht.
Zum Anderen zählen so Sachen wie Spielerfahrungen und wie viele Spiele du schon gespielt hast. Je mehr, desto mehr kannst du vergleichen.
Niklas und ich sind verdammt oft einer Meinung – aber bei Spielbewertungen kann das komplett unterschiedlich sein.
Nehmen wir das Spiel Skyjo. Ich hab’s zweimal gespielt und mich gefragt, warum ich meine Lebenszeit derart verschwende.
Aber es gibt Leute, die feiern das Spiel. Die lieben das glücklastige Zocken – das scheint wohl zu kicken. Ich empfinde dabei Langweile, weil ich den Verlauf nicht steuern kann.
Ist es deswegen ein schlechtes Spiel, nur weil ich es nicht mag? Nein. Würde ich jetzt Punkte verteilen, würde das bei mir vermutlich 5 von 10 oder so bekommen.
Bei Niklas wäre das eher ein 6 oder 7. Den stört das Gezocke nicht.
Andere denken jetzt sofort, das ist aber schlecht und schauen sich das Spiel vermutlich nie an. Obwohl sie genau solche Spieler sind, die den Kick beim Zocken lieben.
Vermaledeiter Mist! Jetzt hab ich das Spiel versaut. Da ich aber Menschen zum Spielen bekommen will, schaue ich lieber, zu welcher Person welches Spiel passt.
Ich versuche in meinen Bewertungen stärker darauf einzugehen. Im Fall Skyjo: Ist für Wenig- bis Vielspieler geeignet, die kein Thema brauchen und einfach den Kick beim Zocken lieben.
Wenn ich neue Menschen beim Spieltreff kennenlerne, frage auch, was sie so mögen und spielen. Da gebe ich dann auch mal den ein oder anderen Tipp, was da sonst noch so hereinfällt.
Muss mir dafür das Spiel gefallen? Mitnichten.
Ich empfehle gerne Spiele, die ich weniger mag, aber wo ich weiß – zu der Person passt das.
Deswegen sind solche Bewertungen nichts für mich. Rankings bei Spielen spiegelt nur den persönlichen Geschmack wider.
Teilst du diesen – super. Und wenn nicht? Tja, dann helfen dir die Zahlen eh nicht.
Dazu, finde ich, wird es den Autoren nicht gerecht. Die teilweise Jahre damit verbringen, sich das Spiel auszudenken: Es erst selbst 11.111 zu spielen, um es danach 333 andere Spieler zu zeigen. Und immer wieder ändern, verbessern, umbauen – bis es endlich perfekt ist.
Und ich zerstöre das in ein paar Zeilen – wofür? Um ein Ego zu pushen? Das ist nicht meins. Negative Aspekte erwähnen: ja, aber so – dass jeder selbst entscheiden kann, ob das ok ist.
Ach übrigens, finde, ich wird diese Skala falsch genutzt. Es gibt nur wenige Content Creator, die wirklich die ganze Bandbreite nutzen.
Und wenn schlechte Spiele eh chronisch bei 5 oder 6 starten. Dann bringt es nicht, eine Skala von 1 bis 10 einzuführen. Das wird der Skala nicht gerecht. 😉
Weitere Meinungen zum Thema bekommst du von:
Pingback: Der unangenehme Blick zurück – #BG2GETHER 11/24
Pingback: Neubewertung von Spielen - Brettspiel-Pott
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Hallo Désirée, auch ganz gute Standpunkte. Kann sehr gut verstehen, dass Kritieren-Feng-Shui und Punkte-Akrobatik frusten. Glaube, dass haben wir alle schon mal durchgemacht 🙂
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich irgendwann meine Lieblingsseiten habe und mich deren Kritiken weiterbringen, weil ich sie durch die Artikel besser kennenlerne. Daher hilft mir deren Bewertung immer sehr. Klar für den zufälligen Vorbeischauenden hilft die subjektive Bewertungsskala sicherlich nicht. Aber dafür gibt es dann ja auch noch den begleitenden Text mit der Auseinandersetzung der störenden Punkten.
Nichtsdestotrotz: macht weiter so. Lese eure Artikel immer wieder gerne.
Lieber Horst,
vielen Dank für deinen Kommentar und die netten Worte. 🤗
Mir fällt gerade noch ein Punkt ein: Wenn es so eine Skala gibt, lese ich häufig den Text nicht. Ich scrolle erst zur Bewertung, wenn die schon mau ist, bin ich meistens weg. Vielleicht bin ich damit alleine, aber kann mir vorstellen, dass es andere auch so machen. 🤷♀️
Aber ja, auch wir haben unsere Lieblinge, die wir gerne lesen. Da kann eine Bewertung hilfreich sein. Dort lese ich aber meistens eh den Text.
LG