Unter dem Hashtag #BG2GEHTER stellen sich Brettspieler-Blogger einer Frage. Diesen Monat geht es ums Glück.
Genauer um den Glücksfaktor in Brettspielen. Wir sagen gleich vorab. Ohne geht es nicht. Egal ob du eine Karte ziehst oder einen Würfel rollst.
Entweder es passt in deine Strategie oder nicht. Somit ist Glück oft subjektiv. Was dem einen hilft, kann dem anderen schaden oder nichts bringen.
Glück gehört zum Spielen einfach dazu. Aber nicht nur. Und genau darum es heute. Wir stellen uns der Frage, wie viel Glück vertragen wir eigentlich?
Hat uns der Glücksfaktor schon ein Spiel vermiest? Oder in den Wahnsinn getrieben?
Wie viel Glück vertragen wir im Spiel?
Nicht so viel. Aber es kommt darauf an.
Wir outen uns gleich als Anti-Glücksfaktor-Fraktion. Wir wissen, ganz ohne geht es nicht. Aber es muss nicht bis aufs Letzte ausgereizt werden.
Primär kommt es aber aufs Spiel an. Bei Strategiespielen und vor allem bei schweren Expertenspielen erwarten wir wenig Glücksanteil. Stell dir vor, du planst alles bis ins Detail (metaphorisch, nicht wörtlich).
Es läuft gut, du bist vorne. Der Sieg ist dir sicher.
Tja und dann? Dann zieht ein Mitspieler eine Karte, die alles verändert. Und du verlierst.
Bock auf eine Wiederholung? Sicher nicht.
Am meisten ist uns das Phänomen bei kooperativen Spielen aufgefallen. Du spielst Paleo und hast schon 4 von 5 Mammut-Teile zusammen. Es fehlt nur noch eins zum Sieg. Hurra.
Leider hast du genauso viele Totenköpfe gesammelt. Du wählst die Lager-Karte. Sicher ist sicher. Bäm. Ein roter Tiger mit 6 Basis-Angriff und zwei Würfeln.
Du hast 7 Speere dabei und würfelst 2 Speere.
Zack. Spiel vorbei.
Das ist der Moment, wo wir das Spiel langsam weit, weit wegpacken und erst wieder herausholen, wenn wir die Frustration überwunden haben. Das ist jetzt mehr als ein Jahr her …
Also ja Glück in kooperativen Spielen finden wir super. Aber Glück ist sehr abhängig von den Elementen und Mechaniken, das ist jetzt unsere Chance, mal über die Schlimmsten zu lästern.
Unsere Top 3 schlimmsten Glücksfaktor-Elemente
Es gibt einfach Elemente und Mechaniken, die sind anfälliger für Glück als andere. Daher hier unsere Top 3:
- Beutel
- Push your Luck
- Würfeln
Ganz ehrlich: Beutel sind die schlimmste Brettspiel-Erfindung. Das Problem: Du ziehst ein Plättchen, was Kacke ist, steckst es wieder rein und ziehst genau das gleiche Plättchen noch mal. Keine Ahnung, wie oft das schon bei Arkham Horror passiert ist.
Diese Dinger werden in der Hölle genäht. Im Beutel so mischen, dass was anderes kommt. Unmöglich.
Nimmt der Beutel eine untergeordnete Rolle im Spiel ein. Ok. Aber macht es das Spiel aus: Ohne uns. Beutel sind dazu da, Spielsteine zu sortieren und Ordnung zu halten.
„Push your Luck“ ist eine Mechanik, wo du so lange Karten ziehst, bist du aufhören willst oder solltest. Living Forrest hat diese brutale Mechanik sehr niedlich verpackt.
Es ist eine reine Zockersache. Glücksfaktor hoch 10. Ziehe ich noch eine oder höre ich jetzt auf. Das hat schon was von echtem Glücksspiel.
Das Problem an der Mechanik, du hoffst das Richtige zu tun und verkackst es am Ende trotzdem. Du setzt wörtlich alles auf eine Karte. Das ist vom Grundgedanken schon waghalsig. Dann heißt es nur noch: „Mist verzockt. Ich bin raus.“
Würfel sind der nächste Feind. Sobald Würfel im Spiel sind, kann es gut laufen, muss es aber nicht. Hier kommt es drauf an, wie viel vom Würfel abhängt.
Bei Ganz schön clever hast du mehrere und kannst selbst entscheiden, welche du nimmst und hinlegst. Bei Paleo… lass uns nicht drüber reden.
Auch hier gilt, es kommt darauf an, wie die Würfel im Spiel integriert sind. Kann ich mir mit einem Würfel alles zunichtemachen? Oder kann ich das abfedern?
Unser Fazit zu Glücksspielen
Glück im Spiel ist was Emotionales. Du kannst Luftsprünge machen oder deinen Spielspaß verlieren.
Heißt das jetzt, wir spielen gar keine Spiele mit Glücksfaktor? Nein.
Wir sind nicht per se dagegen und es gibt Spiele, da gehört das dazu (ja auch ein Beutel). Umso größer die Gruppe, umso mehr Glücksfaktor ist meistens gefragt.
Da geht es um den Spaß innerhalb der Gruppe und nicht um den Sieg.
Duellieren wir uns aufs Blut, dann hat Glück da nichts zu suchen. Da geht es um Gewinnstatistik.
Spielen wir mit den Kindern, brauchen wir den Glücksfaktor. Wenn wir die nur abziehen, haben die irgendwann kein Bock mehr Brettspiele zu spielen. Worst-Case-Szenario. 😱
Irgendwer muss doch die Nachwuchs-Brettspieler großziehen. Deswegen kommen regelmäßig Familienspiele mit Glücksfaktor auf den Tisch.
Bei uns kommt es stark auf die Situation, Mitspieler und Genre an, ob wir damit klarkommen oder nicht.
Wir gönnen Mitspielern den Sieg, selbst wenn das nur auf Glück basiert. Am Ende zählt, dass wir alle Brettspiele spielen.
Möge dein Beutel dir stets Glück bringen, sonst verbrenn ihn.
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Dem Artikel zufolge müsste Quacksalber von Quedlingburg ja voll Euer Ding sein – Beutel und Push your luck 😉
Ich finde es hängt vom Spiel ab. Und vor allem von der Dauer. Je kürzer das Spiel, desto besser kann ich einen hohen Glücksfaktor akzeptieren. Je länger desto weniger.
Eure oben beschriebene Erfahrung hatten wir analog bei Andor. Seit dem steht’s im Schrank.
Bisschen Klugschei*en muss aber noch sein – es geht ganz ohne Glück. Mal von Schach abgesehen fällt mir hier vor allem Terra Mystica als prominenter Vertreter ein. 😉
Hey Martin,
danke für deinen Kommentar. Ja, wir fragen uns regelmäßig, warum wir Quacksalber im Schrank stehen haben. 😂
Wir gestehen: wir besitzen nur das bessere Terra Mystica, nämlich Gaia Project. 🙈 Und ja, das kommt ohne Glück aus. Zum Glück.
LG Désirée